Unsere Geschichte

Einführung

Modellflug gibt es nachweisbar seit ungefähr 200 Jahren, eigentlich zuerst als Entwicklungsschritt der manntragenden Luftfahrt. Die Faszination des Fliegens gilt seitdem auch für uns Modellbauer: etwas schwerer als Luft mit Gehirnschmalz und den eigenen Händen bauen, was zumindest eine ordentliche Strecke gleitet (Flug ohne Höhengewinn).


Jürgen Kayser, Gustav Baier und… mit Taxi (vorne) und ?

Durch das Flugverbot der Nachkriegsjahre trieben viele kluge Köpfe die Entwicklung des Modellfluges enorm voran. Durch die Erfindung der Proportional-Fernsteuerung (Ruder am Modell folgt exakt dem Knüppelausschlag am Sender) vollzog sich ein weiterer bedeutsamer Schritt in unserem Hobby. Aus einer anspruchsvollen Spielerei entstand ein technisch interessanter Freizeitvertreib, der aufgrund seiner Komplexität alleine nur schwer zu bewältigen war.

Die Anfänge

Nachdem zunächst von Einzelnen auf den umliegenden Wiesen des Dorfes modellgeflogen wurde konnte schon 1967 ein Acker gepachtet werden, den man nun für seine Zwecke herrichten konnte. Eine Bahn wurde planiert um mit den motorbetriebenen Modellen mit Fahrwerk ordentlich starten und landen zu können.

Fünf junge Männer – Jürgen Kaiser, Gustav Baier, Karl Kircher, Willi Birk und Christian Dajka gründeten am 20.02.1970 den MFSC Luftschwärmer (Modell Flug Sport Club) in Kettenbach mit dem Ziel, gemeinsam dieses herausfordernde Hobby zu betreiben.

Eine der ersten Anschaffungen waren zwei Tische mit Bänken, die bei Flugbetrieb an die Bahn gestellt wurden. Dort wurden die Modelle montiert und natürlich zwischendurch gemeinsam Kaffee getrunken (ein schöner Brauch, bis heute erhalten, nun allerdings etwas komfortabler).

Die ersten damals genutzten Fernsteuerungen waren noch sogenannte TipTip-Anlagen. Je nach Anzahl Tips wurde das Ruder in eine bestimmte Stellung bewegt. Jeder Flug war ein reines Abenteuer, an präzises Steuern war gar nicht zu denken. Nur Modelle mit extrem gutmütigem Flugverhalten waren beherrschbar, flogen sie dann ungewollt weg, lief man halt hinterher.

Nachdem anfangs vor allem mit Seglern experimentiert wurde, die mittels Seil auf Höhe gezogen oder gar mit einem Motoraufsatz ausgestattet auf Höhe gebracht wurden folgten bald die ersten reinen Motormaschinen.

Dies war ein mühsames Geschäft, denn in den Anfangszeiten der damals modernen Fernsteuerungen musste aufgrund ihrer technischen Unzuverlässigkeiten mancher Bruch hingenommen und repariert werden. Dabei kam bisweilen auf eine Minute Flug eine Stunde Reparatur. Ein Hobby also nur für Menschen mit grosser Geduld und hoher Ausdauer. Denn konnten die erwähnten Segler bei Ausfall der Steuerung noch halbwegs eigenstabil ‚landen‘ galt das für die Motormodelle nicht mehr. Die mussten permanent gesteuert werden. Fiel die Fernsteuerung aus fiel der Flieger unweigerlich vom Himmel.

Auch die besagten Fahrwerke bereiteten anfangs große Schwierigkeiten, denn allzugerne knickten sie mangels Stabilität ein, damit zerlegte sich dann auch der Propeller, das wurde teuer.

Erste Versuche im Kunstflug wurden unternommen, bspw. das Modell im Rückenflug zu steuern, nun ermöglicht durch das Steuern um alle drei Achsen, wie die grossen Vorbilder. Das war Stress, denn man musste ja schnell umdenken. Das gelang nicht immer: der Pilot ‚zog‘ gewohnheitsgemäß und das Modell bohrte sich sofort in den Boden, danach als solches nicht mehr erkennbar.

70er Jahre


Blick in die Ausstellung mit grosser Modellpalette

In den Folgejahren liessen die ‚Verluste‘ allmählich nach. Zuverlässigere Steuerungen, grössere und leistungsfähigere Motoren und routiniertere Piloten. Neue Methoden wurden ersonnen, um Segler auf Höhe zu bringen: der Huckepackschlepp. Dazu wurde der Segler auf einen auf der Motormaschine befestigten Aufsatz geschnallt, nach Erreichen ausreichender Höhe löste er sich ferngesteuert. Auch das hatte seine Tücken. Manchem Segler wurde das zu schnell, seine Struktur hielt nicht durch und die Fächen klappten zusammen (hiess bei uns: in die Hände klatschen). Nun bemühte sich der Motorflieger, die Höhe langsam wieder abzubauen um wenigstens die Reste wieder heil herunterzubringen. Gelang natürlich nicht immer: die Brocken flogen oben schon weg und verteilten sich über die Landschaft, manche Suche blieb erfolglos.

Erster Flugtag 1976. Das bedeutete auch damals schon viel Arbeit für die Vereinsmitglieder, wollte man doch ein ansprechendes Programm für die damals noch zahlreichen Besucher zusammenstellen. Dazu wurden auch ‚Gastflieger‘ eingeladen mit besonders anspruchsvollen Modellen, die dann atemberaubende Flüge vorführen sollten. Natürlich wurden auch Würstchen, Kuchen und Getränke angeboten.
Leider hatte Petrus kein Einsehen.


Blick auf die Vereinshütte mit Flugplatz-Windsack von Südwesten

In diesen Zeiten waren Kinder und Jugendliche für Modellflug noch zahlreich zu begeistern. Pädagogisch sinnvoll, denn sie lernten Aerodynamik, Umgang mit Holz, mit Motoren, mit Elektronik, was eine Batterie macht, sie lernten Gemeinschaft im Verein und interessierten sich auch schon für das Wetter. Das galt es zu fördern. Die Fa. UHU sponsorte Jugendwettbewerbe mit dem berühmten ‚Der kleine Uhu‘, einem einfach zu bauenden Gleiter aus viel Balsa und ein bisschen Sperrholz im praktischen Schnellbaukasten. Die Flächen wurden mit Papier bespannt, mitunter sogar lackiert. Es gab tolle Preise für die Besten. Auch unser Verein führte dank einzelner Mitglieder solche Wettbewerbe durch, die damals noch bis zu 50 Kinder auf die Bahn brachten.

Ausstellungen verfolgten den Zweck, unser schönes Hobby einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Dazu bot sich Gelegenheit in den damals gerade neu errichteten Dorf-Gemeinschaftshallen. Auch unser Verein war aktiv und hat so einen schönen Einblick in unser Hobby ermöglicht.

Die erste Vereinshütte entstand im Jahre 1972. Sie bot schon einen gewissen Luxus: Schutz vor Regen, Lagermöglichkeiten, Kaffeemaschine, Kühlschrank und viele andere schöne Annehmlichkeiten. Immerhin hatte der Verein jetzt schon 15 Mitglieder.

1973 schon wurde der Wanderpokal zwischen den Vereinen aus Miehlen, Kirberg, Strinz-Trinitatis und Kettenbach ins Leben gerufen, um den bis heute jährlich einmal gekämpft wird und der wohl die meiste Zeit ’seines Lebens‘ in unserer Vitrine verbracht hat.

80er Jahre

Modellbauer sind eifrige Tüftler und haben immer so manche Entwicklung befördert. Schönes Beispiel: der Elektroflug. Als die ersten preisgünstigen Elektromotore auf den Markt kamen, wurde viel experimentiert, wie man Modelle so ausrüsten und vernünftig fliegen konnte. Akkus waren oft zu schwer, die Motorleistung anfangs meist zu schwach. Das heute selbstverständliche Elektrofliegen – umweltfreundlich und leise – ist maßgeblich von Modellfliegern selbst zu Wege gebracht worden. Mit dem unschätzbaren Vorteil, angesichts nicht zu verachtender Lärmbelästigung durch Verbrennungsmotore nun mit leiser Motorkraft modellfliegen zu können, sogar in den sonntäglichen Mittagspausen. Wieder einmal Modellflug als Wegbereiter, heute werden die ersten manntragenden Luftfahrzeuge mit Elektoantrieb erfolgreich getestet.

Die Luftschwärmer als Luftschiffer. Wieder einmal grosse Experimentierfreude hatte unser Mitglied Karl Kircher auf die Idee gebracht, sich dem Luftschiffbau zuzuwenden. Wie man sich vorstellen kann ein schwieriges Unterfangen, gab es doch noch keinerlei Vorreiter im Bau ferngesteuerter Luftschiffe. Das Gefährt wurde riesig und absolvierte einige sehr schöne Fahrten, bis an einem recht windigen Tag die Motorenkraft nicht ausreichte, das Schiff zum Platz zurückzusteuern. Man sah es dann in weiter Ferne entschwinden.

90er Jahre

Leider ohne Bilder, die Entwicklung ging aber unaufhaltsam weiter. Ein ehrgeiziges Projekt war ein Schwenkflügler. Trotz sauberster Bauausführung war es dem Konstrukteur nicht vergönnt, das Luftfahrzeug sicher zu steuern. Das gelang nur einem unserer Versiertesten, unserem Rudi Wagner. Das Problem ist der wandernde Schwerpunkt beim Vor- oder Zurück-Schwenken der Flügel. Das erfordert fliegerisch allergrößte Routine.

 

Heute

F-Schleppwochen

Sicherlich einer der grössten Erfolge der Luftschwärmer ist die Organisation der seit vielen Jahren stattfindenden jährlichen Schleppwochen, die unseren Verein und damit auch Kettenbach in halb Europa bekannt gemacht haben.
Sieben Tage lang schleppen begeisterte Motorpiloten eine stattliche Zahl von Großmodellflugseglern an einer ca. dreißig Meter langen Leine auf Höhen zwischen dreihundert und vierhundert Metern über Grund. Die Segler klinken ferngesteuert aus und begeben sich auf Thermiksuche. In den warmen Aufwinden sind so Flüge von manchmal mehr als einer Stunde möglich.


Dank der Möglichkeit zum Campen und einiger hervorragender Köchinnen und Köche unter den Modellfliegern verbringen alle wunderschöne Tage auf dem Platz und an Tagen ergiebiger Thermik sieht man abends nur glückliche Gesichter in geselliger Runde.
Von den meisten Treffen findet man sehr schöne Bilder auf unserer Homepage.

Jugendgruppe

Immer schon waren die Luftschwärmer um den Nachwuchs bemüht und dies zahlt sich bis heute aus. Mit zehn Jugendlichen stellt der Verein weit und breit die grösste Modellflug-Jugendgruppe. Dank guter Ausbildung und teils grossem Ehrgeiz räumen die Herren dann gerne bei Wettbewerben Pokale ab. Der pädagogische Effekt ist sehr hoch, denn der Umgang mit Aerodynamik, Frequenz- und Elektrotechnik, Mechanik, Materialkunde (Kunststoff, Holz, Metall etc.), Meteorologie und vieles mehr schafft wertvolle Vorkenntnisse für die Schule.
Und übrigens: Mädchen sind auch willkommen. Die Damen haben oft geschickte Hände, ein unschätzbarer Vorteil in unserem Hobby.

Kettenbach

Was wären die Luftschwärmer ohne die Kettenbacher – nix. Die hohe Akzeptanz erfahren wir aber nicht nur durch die vielen Spaziergänger, die an unserem Platz vorbeikommen und für ein Schwätzchen verweilen. Schön zu sehen auch, wenn der Ein oder Andere die Aussicht geniesst, sich auf die Bank setzt und sonnt, wenn kein Flugbetrieb herrscht. Natürlich wollen wir das so erhalten, deshalb werden die Mittagspausen immer strengstens eingehalten.